Lichtschwert, Warnweste, Verbeugung: Die Wächter der japanischen Baustellen:

Nein, nicht Star Wars, sonder eine Vollsperrung in Japan. Der Albtraum für autofahrender Berufspendler ist in Japan auch der Schrecken der Fußgänger. Heute Morgen sah ich mich mit diesem Problem konfrontiert.

Baustelle in Japan: Auch ohne Aktivisten mit Menschenkette abgesperrt.

Auf einem einspurigen Schnellstraßenschulweg stand ein fleißiger Lkw, mit drei um ihn herum wusselnden Japanern, bewaffnet mit Schippen und allem was man sonst so braucht, um auf einer Straße mit dem Lkw zu parken.

Ich war weder darauf eingestellt noch wurde ich in einem Sicherheitskurs drauf hingewiesen, wie ich mich in so einem Fall verhalten sollte. In meiner Panik ging ich einfach auf den Lkw zu. Doch zum Glück wird in Japan nicht am Personal gespart. Ein uniformierter Personeneinweiser nahm mich vor dem Baustellenfahrzeug mit einer Verbeugung in Empfang, 2m weiter folgte der Nächste. Er verhinderte nur mit knapper Mühe, dass ich auf den Laster sprang oder mich unter eine Schippe warf, nickte mich weiter zum Dritten im Bunde. Ohne Anspannung und mit der Routine, welche nur das Produkt von jahrelangem Drill seien kann, leitete mich dieser weiter zum 4ten abschließenden Personenflussregler. Sicherheit hat Priorität!

Darth Vader. Nach dem Erfolg.

Und wer glaubt, dass durch diesen Einsatz Personallücken in anderen wichtigen Bereichen entstehen, hat weit gefehlt. Die am Gleis stehende U-Bahn Ansager, die 4-Personen-Besatzung von Bürgersteigsperrern vorm Parkhaus oder die Menschenstromtrenner in der Unterführung.

Alle tun ihren Dienst und alle haben eine schicke Uniform, nachts Warnweste und Lichtschwert, und verbeugen den ganzen Tag professionell vor sich hin. Wahrscheinlich wird deshalb in Japan so fleißig in humanoide Roboter investiert. Durch mechanische, schüchterne Helfer mit lustigen Hüten ließen sich in Japan bestimmt Milliarden einsparen.

Das ganze funktioniert aber nicht nur bei Tag, sondern erst recht bei Nacht, denn in Japan wird nichts dem guten Willen der Passanten überlassen.

Flugzeuglandebahn oder Baustelle.

Die Schippen vom Morgen hatten Löcher hinterlassen. Die Straße war in einen Hindernisparcours verwandelt, der in meinem Kopf direkt Super-Mario Musik ertönen ließ. Nur mit viel Selbstbeherrschung konnte ich davon ablassen, in den nächsten offenen Gulli zu hüpfen und alle Goldtaler einzusammeln. Drei Mensch gewordene Schilder lotsen mich , wie einem Jumbo Jet im Landeanflug über 10 Meter Baustelle. Das Traurige ist nicht, dass ich um 10 Uhr abends dort vorbeigegangen bin und immer noch mehrer Warnwesten-Samureis den Pinökeln ihren Treueschwur hielten, sondern das es die ganze Nacht so gehen wird. Sowohl hier, als auch mitten in der Ödnis im Schnee.

Das Problem dabei

Unter den Vorverbeugern sind viele Rentner, die sich eigentlich schon lange einen Sessel mit Heizdecke verdient hätten, anstatt blinkend in einer Baugrube zu stehen. Allerdings gibt es auch in Japan Altersarmut ein großes Problem und so sind so sind viele Alte auf die verlassenen Posten angewiesen. Vielleicht sollten mal mit Leuchttafeln auf dieses Loch im japanischen Rentensystem hingewiesen werden.

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